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Ich könnte mich jederzeit dazu entscheiden, alles zu vernichten. Ich könnte einfach loslassen.

Als wir da liegen, im kleinen Bett in seiner kleinen Wohnung, ist das letzter Zeit das Erste, was mir nachher immer durch den Kopf kommt.

Später liege ich in meinem eigenen Bett, abends. Ich werde gleich einschlafen. Doch kurz bevor ich in die Bewusstlosigkeit hineinfalle, erscheint mir das Bild. Immer ist es das gleiche Bild, das vor meinen Augen blitzt.

Eine Wand mit zwei Fenster.

Ein Ball.

Seide.

Ein Jucken am Bein schaltet die Szene wieder aus: schwarz. Ich bin wieder wach. Erst an der Grenze der Traumwelt erscheint mir das Bild—ich muss warten. Das Geschehen des Tages spiele ich in meinem Kopf wieder, um mich die Zeit zu vertreiben.

Wir waren essen mit seinen Eltern (wie es jeden Sonntag geschehen muss, um sein gutes Bild aufrechtzuhalten). Jeden Sonntag die gleiche Fahrt, den gleichen Italiener und das gleiche höfliche Gespräch. Das kann ich noch ertragen. Was ich nicht ertrage, ist sein neues Verhalten. Wie er sie nicht mehr mit einer verborgenen Ironie zuhört. Früher, weiß ich noch, würde er mir aus den Eigenwinkel ein geheimes Lächeln schicken, sobald sie über Zukunft oder Arbeit oder, das schlimmste, wann wir endlich mal Kin-

Ich stürze wieder in das Bild, erleichtert. Ich sehe es alles nochmal in Klarheit. Eine Hand, die ich weiß, mir gehören soll, hält das kleine Ball fest; dahinter, der knallblaue Himmel und die zwei Bäume—so ähnliche wie die, die wir damals gemeinsam in Valencia gesehen hatten. Damals, als ich das Licht meiner Augen noch in seinen widerspiegelt sah.

Ja, seine Augen. Sie sind das gleiche Grün wie das Insekt, das in der Vision auf die Wand hochklettert, der Schwanz zur Seide angebunden. Es weiß weder von der Seide noch vom angebundenen Ball, das sich in meiner Hand befindet;

Meine Hand, die ihm zu den Willen eines anfallenden Urteils überlässt.

Das Bild beginnt, sich zu verabschieden, bis zum nächsten Sonntag zu ruhen. Ich werde mich in dem Morgenlicht nicht mehr daran erinnern können, und doch bleibt es bei mir.

Nur eine kleine Bewegung meinerseits, nur ein Ziehen der Seide und er fliegt von der Wand, jählings bewusst, dass er nicht alles entscheiden kann.

Beim ersten klaren Wort lasse ich los. Beim ersten klaren Wort bin ich weg.

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